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Ausstellung Neuwied

Installation: Werbeanzeige Thonet, 1865
Installation: Werbeanzeige Thonet, 1865

"MöbelDesign
Roentgen Thonet und die Moderne"

Roentgen-Museum/Städtische Galerie Mennonitenkirche Neuwied

Vom 22.05. bis zum 04.09.2011

Im Jahr 2011 jährte sich zum 300. Mal der Geburtstag eines der bedeutendsten deutschen Möbelkünstler seiner Zeit, Abraham Roentgen (1711-1793). Am 30. Januar 1711 wurde er als Sohn des Schreiners Gottfried Roentgen in (Köln-)Mülheim geboren. Die von ihm gegründete, seit 1750 in Neuwied ansässige Manufaktur entwickelte sich vor allem unter seinem Sohn David zur erfolgreichsten und innovativsten Möbelmanufaktur Europas in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Abraham Roentgen verwendete edelste Materialien und kostbare, kunstvolle Marketerien (Einlegearbeiten) und stattete seine Möbel mit raffinierten Mechaniken aus, welche seine Möbelstücke zu begehrten und teuer bezahlten Luxuswaren werden ließen. Zu seinen bedeutendsten Kunden zählte der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff sowie Fürst Friedrich Alexander zu Wied-Neuwied. Sohn David Roentgen lieferte seine Möbel an die europäischen Fürstenhöfe zwischen Paris und St. Petersburg.

Nur wenige Kilometer von Neuwied entfernt gründete Michael Thonet (1796-1871) in Boppard 1819 im Alter von nur 23 Jahren seine erste Schreinerwerkstatt. Er wandte ein neues und innovatives Herstellungsverfahren - die Schichtholzverleimung - an, die es ihm erlaubte, seine Möbel in größerer Stückzahl und damit kostengünstiger als die Konkurrenz anbieten zu können. Finanzielle Schwierigkeiten und die Empfehlung des Österreichischen Staatskanzlers Clemens Fürst Metternich veranlassten ihn, 1842 nach Wien zu gehen. Zu seinen Kunden gehörte dort anfangs der österreichische Hochadel, für den er Luxusmöbel und Parkettböden herstellte. Daneben arbeitete er konsequent weiter an der Verbesserung seiner innovativen Herstellungstechnik und ist schließlich in der Lage, Holz massiv zu biegen. 1856 beginnt die massenhafte Produktion aller Arten von Möbeln in zahlreichen Fabriken; 1859 entsteht der berühmte Kaffehausstuhl, die Nr.14.

In den 1920er Jahren macht das Stahlrohr dem Bugholzmöbel Konkurrenz. Architekten wie Marcel Breuer, Le Corbusier oder Mies van der Rohe entwerfen kühne Möbel für eine neue Gesellschaft. In Skandinavien greift Alvar Aalto in den 1930er Jahren auf ein Verfahren Michael Thonets zurück und kombiniert aus Schichtholz verleimte Teile mite solchen aus Sperrholz. Die gleichen Techniken nutzen Ray/Charles Eames in den USA in den 1940er Jahren. Arne Jakobsen entwirft und baut in den 1950er Jahren Stühle mit Sitzschalen aus Sperrholz und Beinen aus Rundstahl. Die 1960er Jahre gehören dem Kunststoff: Werner Panton baut den ersten Freischwinger aus diesem Material.

All diese Möbel gehören heute zu den „modernen Klassikern“ und konkurrieren mit aktuellem Design. So zeigte die Ausstellung im Roentgen-Museum eine Reihe von Möbeln der Neuwieder Manufaktur, vor allem von Abraham Roentgen, sowie frühe Thonet-Möbel aus der Bopparder und Wiener Zeit. Im zweiten Teil der Ausstellung wurde in der Städtischen Galerie Mennonitenkirche an dem Beispiel von Sitzmöbeln eine Übersicht der Möglichkeiten des Biegens von Holz über Stahlrohr bis hin zu dem Verformen von Sperrholz und Kunststoff präsentiert. Die Schönheit der besten dort vorgestellten Entwürfe liegt zweifelsohne in ihrer strukturellen Klarheit und Einfachheit einer nicht anders denk- und vorstellbaren Form, die sich unmittelbar aus dem industriellen Fertigungsprozess ergibt und ihn nicht leugnet.

Leihgaben

u. a. aus London, New York, Wien, aus Belgien sowie aus Hamburg, Karlsruhe, Mannheim und zahlreichen bedeutenden Privatsammlungen

Zu der Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen namhafter Autoren erschienen.

Roentgen-Museum auf YouTube


In den folgenden Galerien finden Sie eine vollständige Übersicht der beiden Ausstellungen in Neuwied.
Viel Freude beim Anschauen.