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Thonet in Boppard

Bopparder Fauteuil
Bopparder Fauteuil

1819 macht sich Michael Thonet (1796-1871) in Boppard als Schreiner selbständig und übernimmt die Werkstatt seines Vaters. Um 1830 beginnt er mit Versuchen, Möbelteile aus gebogenen Furnieren herzustellen. Er ist schließlich erfolgreich und ab 1836 kann er Stühle und Armlehnsessel der Art, wie sie hier zu sehen sind, erzeugen.

Es handelt sich um den Typus des sogenannten „Englischen Stuhls“, bei dem zwischen zwei identische Seitenrahmen ein Sitz und Rückenaussteifungen montiert werden. Sitzmöbel dieser Art gehören stilistisch in die Zeit des Spätbiedermeier und waren im Mainzer Raum weit verbreitet. In der Regel wurden sie in traditioneller Art und Weise aus geschnittenem Holz hergestellt. Daneben gab es auch andere Tischler, vermutlich ehemalige Gesellen Thonets, die sich der gleichen Herstellungstechnik wie Michael Thonet bedienten und Stühle und Sessel aus gebogenen Furnieren bauten. Beispiele dafür sind ein Stuhl von Peter Mündnich aus Koblenz und ein Armlehnstuhl eines noch unbekannten Herstellers. Um sich der zunehmenden Konkurrenz zu erwehren, versucht Michael Thonet 1840 sein Herstellungsverfahren durch ein Patent schützen zu lassen, doch wird dies „mangels Neuheit“ abgelehnt.

Im September 1841 nimmt Thonet an der Herbstausstellung auf dem damaligen Koblenzer Paradeplatz, heutiger Görresplatz, teil. Clemens Fürst Metternich wird auf ihn aufmerksam gemacht, Michael Thonet besucht ihn auf dessen Schloss Johannisberg im Rheingau und präsentiert dort seine Erzeugnisse. Metternich gibt ihm den Rat, nach Wien zu gehen: „In Boppard werden sie immer ein armer Mann bleiben.“ Aufgrund zunehmender wirtschaftlicher und finanzieller Schwierigkeiten folgt Thonet dieser Empfehlung und reist im Frühjahr 1842 mit dem Kabinettskurier nach Wien. Er kehrte nie mehr nach Boppard zurück.