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Sperrholz

In den vergangenen Jahren wurde die Sammlung um Sitzmöbel, bei denen Sperrholz verwendet wurde, erweitert. Das erste Patent auf kreuzweise verleimte Furniere wurde in den USA erteilt, doch die erstmalige Verwendung dieses Materials lässt sich in Europa nachweisen. Die Firma Gardner (1863 – 1888) erhielt am 21. Mai 1872 unter der Nummer 127.045 ein Patent auf die Erfindung eines neuen Stuhlsitzes, der folgendermaßen beschrieben wurde: „What I claim and desire to secure by Letters Patent, is – As a new article of manufacture a chair seat constructed of veneers of wood with the grain running crosswise of each other and glued together…”. Weiter wird ausgeführt: “A slightly concave configuration may be given to the seat” […] und “the seats may be left solid, or perforated…”.

In den späten 1870er bis in die 1880er Jahre gab es eine Reihe von gerichtlichen Auseinandersetzungen um dieses Patent mit dem Ergebnis, dass Gardner am Ende seine Rechte nicht durchsetzen konnte.

Es wurden am Ende der 1870er/Anfang der 80er Jahre eine große Anzahl von Firmen gegründet, die das neue Material für den Möbelbau einsetzten oder die Möbelindustrie mit diesem neuen Material belieferten. Eine der größten war die Firma „Luterma“ aus Tallinn/Estland, später „Venesta“. 90% Prozent ihrer Produktion machten Sperrholzsitze aus. Neben „Luterma“ war die Firma „Cawit“ (Holzindustrie Wittkowsky GmbH) eine der führenden Firmen in der Herstellung von Sperrholz, das nicht nur in der Möbelindustrie eingesetzt wurde, sondern ebenso für Koffer, Automobile und den Bau von Flugzeugen diente.

Neben Sperrholzplatten produzierte „Luterma“ auch Möbel. In der Galerie ist ein „Kindergartenstuhl“, Modell Nr. 4618, von Luterma zu sehen. Bei diesem Stuhl handelt es sich um einen Klappstuhl, ein Stuhltyp, bei dem häufig Sperrholz für Sitz und Rücken verwendet wurde. Modell B 756 /2 ist ebenfalls ein Klappstuhl, hergestellt von Thonet-Mundus um 1930.

Klappstuhl SE18, 1952 von Egon Eiermann entworfen, zeigt bereits den Geist der 1950er Jahre.

Ebenfalls in den 50er Jahren beschäftigt sich in Skandinavien Arne Jakobsen (1902–1971) mit der dreidimensionalen Verformung von Sperrholz. 1952 entwirft er das Modell 3100, bekannter unter dem Namen »Ant« (»Ameise«), bei dem Sitz und Rücken aus einer einzigen, dreidimensional verformten Sperrholzplatte bestehen. Die gesamte Schale wird auf eine dreibeinige Unterkonstruktion aus Metall gesetzt, die zentral mit dem Sitz verbunden ist. Hartgummiteile, die nicht mit dem Sitz verbunden, sondern lediglich auf die Beine aufgeschoben sind, verhindern eine Berührung dieser beiden Bauteile und federn die Schale leicht ab.

Auf der Triennale 1957 in Mailand zeigt Jacobsen erstmals einen Stuhl, bei dem die Sitzschale auf einem Untergestell aus schichtverleimten, sich kreuzenden Beinen befestigt ist. Dieser Sessel erhielt den »Grand Prix«; der Name, unter dem er heute noch – allerdings mit einem vierbeinigen Metalluntergestell – vertrieben wird.

In den 1950er Jahren beschäftigten sich eine Reihe von Designern mit der Idee der dreidimensionalen Verformung von Sperrholz zur Herstellung von Sitzschalen. Eine mögliche Lösung dieses Problems zeigen die beiden Modelle ST 664 und ST 665. ST 664 wurde 1954 von Edelhard Harlis für „Thonet Frankenberg“ entworfen, ST 665 im Jahr 1959 von Professor Haupt, ebenfalls für „Thonet Frankenberg“. Die Öffnungen an dem Übergang des Sitzes zum Rücken sehen sehr dekorativ aus, sind aber auch einem technischen Aspekt geschuldet. Arne Jakobsen löste das biegetechnisch schwierige Problem dieses Übergangs, indem er die Schale an dieser Stelle sehr schmal machte; das Gegenteil ist hier zu sehen: Es wird Material aus der Mitte entfernt, so dass der Teil, innerhalb dessen die Biegung stattfindet, in den weiteren und flacheren Außenbereich verlegt wird.

Das unten zu sehende Bild zeigt eine von mehreren Prägeplatten aus der Sammlung, mit denen Sperrholzteile, vorwiegend "Sitz- und/oder Rückenbrettel", in einem thermoplastischen Verfahren die gewünschten Muster erhielten.