Die Wiener Konkurrenten

In der Sammlung finden sich zahlreiche Modelle der Wiener Konkurrenten:

Die Modelle entsprechend der Thonetschen Sessel Nr. 3, 7, 8, 10, 11, 14, und 17 und ein Fauteuil Nr. 3 zeigen, dass sich die Konkurrenzfirmen zum überwiegenden Teil auf den "Nachbau" der bewährten Sessel aus den Thonetschen Werkstätten und Fabriken beschränkten und so versuchten, an dem Erfolg der "Gebrüder Thonet" teilzuhaben. Hinzu kommt noch ein Kaminsessel, entsprechend dem Thonetschen Modell. Eines von nur wenigen erhaltenen schichtverleimten Canapés - Bild rechts -, welches sich so nicht in dem Thonetschen Angebot findet und ein Sessel, der aufgrund einer Abbildung in zeitgenössischen Zeitungsanzeigen eindeutig der Firma „Neyger“ zugeordnet werden kann - Galerie Bild 1 -, zeigen jedoch, dass es auch bei den Konkurrenten Bemühungen gab, eigene gestalterische Wege zu gehen. In der Gegenüberstellung wird aber auch deutlich, dass diesen Konkurrenzprodukten jene Eleganz fehlt, welche gerade die frühen Thonetschen Produkte auszeichnet.

Es waren vor allem die Wiener Tischler Johann Kukol, Johann Weiss, Donat Kramer und Josef Neyger, die den Thonets die größen Schwierigkeiten zu bereiten suchten. Neyger war wohl der schärfste Widersacher und führte eine Reihe von Klagen gegen die Firma "Gebrüder Thonet", welche am Ende jedoch alle abgewiesen wurden.

NEYGER

Im Jahr 1847 gründete Josef Neyger eine Tischlerwerkstatt in Wien. Bis zur Errichtung der ersten Fabrik der Thonets im mährischen Koritschan, 1856, war die Möbelfabrik des Josef Neyger eine durchaus ernst zu nehmende Konkurrenzfirma. Interessant sind die Möbel dieser Firma, da sie sowohl aus massiven, aus dem Holz geschnittenen, als auch aus schichtverleimten Teilen bestehen. Das Biegen massiven Holzes war durch ein Patent der Firma "Gebrüder Thonet" von 1856 bis 1869 geschützt, so daß die Konkurrenzfirmen bis 1869 gezwungen waren, entweder in dem traditionellen Herstellungsverfahren oder in der Technik der Schichtverleimung zu produzieren. Josef Neyger kopierte überwiegend die Erfolgsmodelle von Thonet, musste aber 1878 die Produktion - wohl wegen des mittlerweile "veralteten", nicht mehr wirtschaftlichen Herstellungsverfahrens - einstellen.